Die St.
Johanniskirche ist das älteste Bauwerk unserer über 1000jährigen
Heimatstadt Barby. Sie ist ein frühgotischer Bruchsteinbau,
dessen äußeres Mauerwerk bei den letzten umfassenden
Baumaßnahmen in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts freigelegt wurde. Es
gilt als sicher, dass sie Mitte des 13. Jh. als
Klosterkirche der Franziskaner unter der damaligen
Herrschaft des Barbyer Grafen Burkart II. erbaut wurde.
Das Kloster erstreckte sich über das Gelände des heutigen
Pfarrgartens., des Edelhofes und des AWO Senioren Zentrums bis zur
Stadtmauer. Ein Zeuge dieser Zeit ist neben der Kirche noch
das kleine „Abtshäuschen" im Pfarrgarten, ein Rest
des Kreuzganges.
Im 14. Jh. veranlasste Graf Günther II. nach dem
Klosterbrand die Wiederherstellung der Kirche. Bis zum Tode
des letzten Barbyer Grafen im Jahr 1659 diente sie als
Schloss- und Begräbniskirche. Grabplastiken an den Wänden
stellen jene dar, die in der Kirche ihre letzte Ruhestätte
fanden.
Namenspatron der Kirche ist Johannes der Täufer. Er war ein
jüdischer Bußprediger, der Jesus von Nazareth im Jordan
taufte und von Herodes Antipas enthauptet wurde. Seine
bildliche Darstellung ist auf der Wetterfahne zu sehen. Die
äußere Gestalt der Kirche, die im Laufe der Jahre nie
wesentlich verändert wurde, ist ein Langbau mit einem Türmchen
als Dachreiter.
Am Ostgiebel befindet sich noch das ursprüngliche
Giebelkreuz. Die Länge des Gebäudes beträgt ca. 40 m und
seine Breite ca. 10 m. Innen bildet eine flache Holzdecke,
die durch scheinbare Querbalken geteilt wird, den oberen
Abschluss.
Zu Beginn des 20. Jh. wurde die Oberpfarre, die an die
Sakristei im Norden angebaut war, abgerissen und durch das
jetzige Gebäude ersetzt. In Zeiten wirtschaftlicher
Stabilität wurden immer wieder Arbeiten zum Erhalt der
Kirche durchgeführt. Besonderen Verdienst dabei hatten Graf
Wolfgang I im 16. Jh. und Ende des 17. Jh. Herzog Heinrich.
Wesentliche Erneuerungsarbeiten im Inneren erfolgten Ende
des 19. Jh. an Kirchengestühl, Kanzel, Empore und Orgel. Im
Herbst 1994 begann eine umfangreiche Grundinstandsetzung von
Dach und Dachreiter, so dass die Bausubstanz der Kirche
nicht mehr gefährdet erscheint. Zusätzlich erhielten
Turmknopf und Wetterfahne einen Überzug aus Blattgold.
Grabplastiken der Barbyer Grafen an den Wänden schmücken
den Innenraum der Kirche. Sieht man sich um, so fällt auf,
dass sich an der Nordseite nur im Altarbereich ein Fenster
befindet. An dieser Seite schlossen sich die Klostergebäude
an.
Das Licht fällt durch die zwölf Fenster an der Südseite
in den Raum. Ein Teil der Bleiglas- fenster sind farbig.
Erwähnenswert sind die Buntglasfenster im Ostgiebel hinter
dem Altar
Sie stellen Szenen aus der Geschichte Jesu dar und sind
Stiftungen aus dem Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Durch eine Spende wurde es möglich, diese Fenster 1992
restaurieren zu lassen. Die von der Firma Rühlmann gebaute
Orgel ist das einzige romantische Instrument im Landkreis
Schönebeck, das in seiner ursprünglichen Art erhalten
geblieben ist.
Eine Besonderheit ist der Grabaltar, gestiftet um 1560 von
Graf Wolfgang I. und seiner Gemahlin Agnes. In dem
steinernen Aufsatz werden die Stilarten Renaissance und
Barock vereinigt. Er zeigt im oberen Teil den Triumphzug
Jesu den Himmel. Tod und Teufel werden in Ketten wie
Kriegsgefangene abgeführt.
Im mittleren Teil ist die Kreuzigung Jesu an einem Blätter
und Früchte tragenden Baum dargestellt. Unten ist das
Stifterehepaar mit seinen 20 Kindern zu sehen. Auf dem
Sockel sind die Lebensdaten beider zu lesen. An den
angedeuteten Säulen weisen vier Wappen auf die Herkunft
ihrer Vorfahren hin.
Vor dem Altarraum steht mittig der barocke Taufstein. Das
Becken trägt Johannes der Täufer, zu dessen Füßen ein
Lamm liegt. Damit wird an das Wort aus dem Johannisevangelium
erinnert: Siehe , das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde
trägt.
Die Taufschale zeigt die Geschichte der Ankündigung der
Geburt Jesu. Links im Altarraum fallen zwei lebensgroße
Figuren aus Sandstein auf, die auf Konsolen stehen. Daneben
befindet sich ein Anbetungsepitaph. Auf ihm ist die Anbetung
des Jesuskindes durch die heiligen drei Könige dargestellt.
An den Seitenrändern knien betend das Stifterehepaar Albert
und Jutta. Eindeutig erkennbar ist an der Nordseite die älteste
Grabplatte des Grafen Burkart II. aus dem Jahr 1271. Unter
seiner Regentschaft errichteten Franziskanermönche Kirche
und Kloster.
Eine weitere kleine Kostbarkeit ist die Mondsichelmadonna an
der Ostseite rechts neben dem Altar. Sie ist aus Lindenholz
geschnitzt und vermutlich der restliche Teil eines Flügelaltars.
Sie entstand Anfang des 16, Jh. und wird von
Kunsthistorikern der Werkstatt des Hans Witten
zugeschrieben. Sie wurde im Jahr 2004 durch die
finanzielle Unterstützung des Kirchbauvereins restauriert.
Aufmerksamkeit verdient ebenso die kleine Holzfigur des
Heiligen Mauritius, die gegenüber an der Nordwand unter der
Orgelempore hängt. Im Umfeld des Magdeburger Domes, der dem
Heiligen Mauritius geweiht ist, kann man immer wieder
Darstellungen von ihm sehen, die auf eine Verbindung zum
Erzbistum Magdeburg hinweisen.
Erwähnenswert sind nicht zuletzt auch die Ölgemälde von
vier bedeutenden Pfarrern der St. Johanniskirche aus vier
Jahrhunderten. Werner Steinhausen, Pfarrer von 1543-88, gilt
als der erste evangelische Pfarrer in Barby. Werner Stock,
Pfarrer von 1627-66, machte sich verdient durch die Gewährung
eines Stipendiums für Studenten armer Familien. Gottfried
Bertold, Pfarrer von 16998-1747, setzte hier die
Schulpflicht durch. Das vierte Gemälde zeigt den Barbyer
Johann Friedrich Christian Weber, Pfarrer von 1808-20.
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